Ökologisch aufräumen

Ökologisch aufräumen

Achtung! Der Titel dieses Beitrags ist irreführend! Falls Sie sich Tipps für umweltfreundlich abbaubare Putzmittel erwarten, muss ich Sie enttäuschen. Bei dem Stichwort „Ökologie“ geht es stets um einen Blick auf die Wechselwirkungen zwischen Lebewesen und ihrer Umwelt und damit nähern wir uns dem Kern des Beitrags.

Falls Sie sich immer wieder vornehmen, einmal gründlich aufzuräumen (in Ihrem Leben, Ihrer Wohnung, Ihren Überzeugungen), das Vorhaben aber genauso regelmäßig scheitert, dann könnte dies ökologische Ursachen haben. Und was das bedeutet, erfahren Sie hier.

Richtig aufräumen befreit
Photo by bruce mars from Pexels

Aufräumen mit Marie Kondo

Marie Kondo, die Aufräum-Päbstin mit Millionen-Auflagen ihres Bestsellers „Magic Cleaning“ und eigener Netflix-Serie, berührt das Thema Ökologie des Aufräumens scheinbar am Rande. „Dinge herumliegen zu lassen ist eine menschliche Verteidigungsstrategie, um vom wahren Problem abzulenken.“ Aha. Und „wenn man Lust bekommt, fieberhaft aufzuräumen, so heißt das nicht, dass man wirklich aufräumen möchte. Ein solcher Anfall tritt nämlich dann auf, wenn es auf psychologischer Ebene um etwas ganz anderes geht“.

Wovon lenken wir uns mit dem Aufräumen ab?

Um diesem anderen auf die Schliche zu kommen, nutzen wir im Coaching den sogenannten Ökologie-Check. Mithilfe dieser Methode klären wir, ob das Ziel, das ein Klient verfolgt, ökologisch ist. Das heißt, wir überprüfen, ob es bei Zielerreichung zu ungewünschten negativen Auswirkungen kommt. Ob es zu unliebsamen Wechselwirkungen zwischen Lebewesen (Aufräumer*in) und Umwelt kommt. Nur wenn dies nicht der Fall ist, lassen sich Ziele erreichen.

Ökologie-Check: So geht’s

Der Ökologie-Check stützt sich auf drei wesentliche Fragen hinsichtlich eines Ziels:
1. Was ist das Gute am IST-Zustand (also daran, dass das Ziel noch nicht erreicht ist)?
2. Welche negativen Auswirkungen kann es haben, wenn Sie Ihr Ziel erreichen?
3. Was müssen Sie tun/lernen/ändern, damit es nicht zu diesen negativen Auswirkungen kommt?
Finden Sie mindestens 3 Antworten auf jede der Fragen!

Der Ökologie-Check zum Thema Aufräumen sieht dann so aus:

0. Klärung des Ziels.
Das Ziel könnte heissen „Meine Wohnung ist aufgeräumt.“

Nun der eigentliche Ökologie-Check:
1. Was ist das Gute daran, dass ich das Ziel noch nicht erreicht habe?
Jetzt antworten im Coaching viele Menschen „Nichts daran ist gut, deshalb soll es sich ja auch ändern!“ Und doch: Wenn sich ein Missstand über einen längeren Zeitraum hält, dann hat er in der Regel auch einen (positiven) Nutzen. Und deshalb insistiere ich als Coach.
Mögliche Antworten:

  • Ich weiß (noch) nicht, wie es unter dem Bett aussieht. Haha.
  • Ich kann mich regelmäßig gedanklich mit dem bevorstehenden Aufräumen beschäftigen.
  • Ich muss keine unangenehmen Entscheidungen fällen.

2. Welche negativen Auswirkungen kann es haben, wenn ich mein Ziel erreiche?

  • Ich hätte mich von Büchern getrennt, die ich evt. noch einmal lesen will.
  • Ich würde mich fragen, was ich jetzt mit meiner freien Zeit machen soll.
  • Ich müsste herausfinden, was ich eigentlich wirklich will.

3. Was muss ich tun/lernen/ändern, damit es nicht zu diesen negativen Auswirkungen kommt?

  • Ich müsste herausfinden, was mir wirklich wichtig ist.
  • Ich müsste meine freie Zeit dem entsprechend gestalten.
  • Ich müsste mich mit mir selbst beschäftigen, statt mit den Dingen im Haushalt.

Im Coaching stelle ich jetzt die Gretchenfrage: „Schaffen Sie das?“ Denn erst wenn die Antwort Ja! ist, dann „dürfen“ Sie Ihr Ziel erreichen. Lautet die Antwort Nein!, dann ist die Zielerreichung nicht ökologisch und es gilt, erst einmal die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Das geht, indem bspw. im Coaching geklärt wird, was dem Klienten wirklich wichtig ist. Und wie er entsprechend freie Zeit sinnvoll gestalten kann. Denn:

Aufräumen ja – aber nicht zum Selbstzweck!

Lassen Sie das Aufräumen nicht zum Selbstzweck werden, z.B. indem Sie stets mit dem Aufräumen beginnen, wenn Sie eigentlich etwas anderes, eher Unangenehmes tun wollen (z.B. lernen, arbeiten, jemanden anrufen).
Räumen Sie dann auf, wenn Sie es nicht mehr müssen, um sich von etwas anderem abzulenken.
Was das sein könnte, lässt sich mittels Ökologie-Check prima erkunden, und machmal auch in Eigenregie klären.

Sollten Sie auf eigene Faust nicht weiterkommen, unterstützen wir Sie gerne in einem Einzelcoaching.

Autorin: Corinna Lütsch

Corinna Lütsch ist geschäftsführende Gesellschafterin der mentalenz GbR sowie Lehrkraft für besondere Aufgaben an der FH Kiel. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Teamentwicklung, Business Coaching sowie Selbst- und Zeitmanagement.

www.mentalenz.de

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