Einfach ? mal Nein! sagen im Job

Einfach ? mal Nein! sagen im Job NEIN

Ihr Vorgesetzter delegiert immer mehr Aufgaben an Sie? Dann sagen
Sie doch einfach mal häufiger „Nein!“. Lernen Sie Ihren Rücken gerade zu machen und für sich zu sorgen!
So oder ähnlich lauten nicht selten gut gemeinte Ratschläge, wenn es um den Umgang mit zunehmender Arbeitsbelastung geht. Das geht bis hin zum Trainieren von Formulierungen nebst Körpersprache in Coachings.
Nun würde ich gerne wissen, wie denn die Erfolge dieser Herangehensweise sind. Wie reagieren die Vorgesetzten auf
Mitarbeiter, die plötzlich Arbeitsaufträge ablehnen? Erzielt das „Nein!“
im Job die gewünschte Wirkung?
In jedem Fall besteht die Gefahr, dass einige sogenannte Systemgesetze verletzt werden:
  • Recht auf Zugehörigkeit – kein Ausschluss
  • Anerkennung, Wertschätzung, Respekt
  • Gleichgewicht von Geben und Nehmen

Der Vorgesetzte könnte sich abgelehnt oder ausgeschlossen fühlen. Vielleicht fühlt er/sie sich vom Mitarbeiter nicht anerkannt oder respektiert, wenn dieser „Nein!“ sagt. Evt. stellt er/sie auch das Gleichgewicht von Geben und Nehmen in Frage, denn schließlich wird der Mitarbeiter für seine Tätigkeit entlohnt.

Das Gefühl reicht (es geht nicht um Tatsachen) um eine Verletzung oder Kränkung herbeizuführen. Die Folge ist in den meisten Fällen ein Verlust von Vertrauen: „Auf den/die kann ich mich nicht mehr verlassen“, „Die/Der ist offenbar unseren Anforderungen nicht gewachsen“.
Wie können Sie nun als Mitarbeiter unter diesen Voraussetzungen für sich sorgen ohne Kränkungen beim Vorgesetzten zu riskieren?
Haben Sie das Gefühl von Überforderung, wenn Ihnen eine Aufgabe übertragen werden soll, dann fragen Sie sich:
Um welche Aufgabe(n) geht es ganz konkret?
Welche Verantwortung soll ich konkret übernehmen?
Habe ich die persönlichen Ressourcen oder Kompetenzen, die ich brauche, um diese Aufgabe zu bewältigen? Gemeint sind hier Fachwissen ebenso wie Wissen über Prozesse, Verantwortlichkeiten, Zielsetzung etc. als auch Bereitschaft (eine Sprache zu erlernen, Verantwortung zu übernehmen) oder soziale Kompetenzen.
Habe ich die notwendigen übertragenen Kompetenzen? Gemeint ist „Welche Rechte habe ich?“ „Welche Informationen muss oder darf ich weitergeben?“, „Welche Entscheidungen darf ich fällen?“ etc.
Nachdem Sie alle wesentlichen Fragen geklärt haben, können Sie Ihren Vorgesetzten informieren, welche Kompetenzen Sie benötigen, um die Aufgabe übernehmen zu können. Vielleicht brauchen Sie eine Schulung, vielleicht Unterstützung von Seiten der Kollegen, vielleicht mehr Zeit, vielleicht weiter reichende Entscheidungskompetenzen.
In jedem Fall zeigt Ihre Auseinandersetzung mit der Aufgabe, dass Sie nicht versuchen, unreflektiert einen Riegel vorzuschieben, sondern dass Sie sich mit der Anforderung auseinandersetzen. Indem Sie kommunizieren, unter welchen Voraussetzungen Sie eine Aufgabe übernehmen können, erkennen Sie Ihren Vorgesetzten in seiner Funktion an und übernehmen gleichzeitig Verantwortung in Ihrer individuellen Rolle.
Autorin: Corinna Lütsch