Einfach mal ausprobieren: Mentales Probehandeln

rImpressionen (1)Können Sie sich vorstellen, auf einem 10 cm breiten Balken über eine Schlucht zwischen zwei Wolkenkratzern zu balancieren? Können Sie sich vorstellen, selbständig zu sein, Ihr eigener Chef, mit allem, was dazu gehört? Eine Möglichkeit, sich diese Fragen zu beantworten, liegt im mentalen Probehandeln. Können Sie sich ein klares Bild von einer Situation machen, mit verschiedenen Eventualitäten und Unwägbarkeiten? Können Sie diese Unwägbarkeiten in ihrer Vorstellung bewältigen und fühlen Sie sich wohl dabei? Dann scheint die beschriebene Situation für Sie keine großen Herausforderungen zu bergen. Geht es Ihnen wie mir und selbst der intensive Gedanke an einen Balanceakt 80 m über dem Untergrund bereitet Ihnen bereits ein mulmiges Gefühl, dann ist diese Herausforderung für Sie vielleicht doch eine Nummer zu groß. So ist mentales Probehandeln eine wunderbare Möglichkeit, um auszutesten, ob Sie sich für das bevorstehende Vorstellungsgespräch, die Präsentation in der nächsten Woche oder das nächste Akquisetelefonat angemessen vorbereitet fühlen. Gehen Sie die Situation in Ruhe vor Ihrem inneren Auge durch. Wie fühlen Sie sich? Wie agieren und wie reagieren Sie? Und wie ist das Gefühl danach? Fühlen Sie sich rundum wohl? Dann scheinen Sie bestens vorbereitet zu sein. Stockt der Film vor Ihrem inneren Auge aber an einer Stelle, dann fragen Sie sich, was Sie noch brauchen, was Sie ggf. noch vorbereiten, wissen oder ändern sollten, damit Sie die Situation gut bewältigen können. Haben Sie diese Aufgabe erledigt, können Sie den Film in der Regel ohne Probleme zu Ende drehen.

Unbenommen dessen entwickeln sich Situationen natürlich immer mal wieder anders, als (mental) geplant. Das tut der Methode keinen Abbruch. Im Grunde wissen wir schließlich nie, was die Zukunft bringt und doch ist es hilfreich, sich gut vorbereitet zu fühlen.

P.S. Risiken und Nebenwirkungen: Mentales Probehandeln wird mitunter verwechselt mit „Wenn ich mir das schlimmste denkbare Szenario ausmale, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es so arg kommt nicht ganz so groß und ich bin schon ein bisschen vorbereitet.“ Hier ist Vorsicht geboten, selbst wenn man nicht an die Macht der Anziehung glaubt. Denn Gedanken hinterlassen Spuren in unserem Körper. Wer sich also einmal (oder auch mehrfach) gründlich vorgestellt hat, sich vor den Kollegen mit einer Präsentation bis ins Mark zu blamieren, der hat die Hormonproduktion schon entsprechend angeregt…

Also: Wenn Sie merken, dass die Vorstellungskraft Sie in den Schmerz führt, halten Sie frühzeitig an und fragen Sie sich, was Sie noch brauchen, um besser gefeit zu sein. Gehen Sie erst dann weiter, wenn Sie diese neue Ressource erlangt haben.

Autor: Corinna Lütsch